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Japanzeit als Tempelbauer (Mia Daiku)

  • 00hannes_0000aKojiro Sugimura ist Tempelbaumeister bei Asakusaya, einem Tempelbau-Betrieb mit 400 Jahren Tempelbau-Tradition. Er akzeptierte mich 2003 als seinen letzten Lehrling – zwischen ihm und mir entstand eine tiefe Verbindung. Durch ihn tauchte ich ein in die Welt der Werkzeuge, Formen und Geometrien Japans.
  • Japanzeit Hannes SchnelleDie Menschen aus dem Vietel beten dort und hinterlegen Gaben für die Geister. Die geschnitzten Tiere an der Front beschützen den Schrein vor allem Bösem, die an der Seite fressen die bösen Träume der Kinder in der Nachbarschaft.
  • Japanzeit Hannes SchnelleDer kleine Schrein ist komplett aus Kiso-Hinoki Holz gebaut, ein besonders fein gewachsenes Zedern-Holz; in ihm können keine bösen Geister wohnen. Seiten-Wände in Rahmenfüllungs-Bauweise; Dach aus zwei Schalen, wobei die zweite Schale die erste trägt. An dem Schrein konnte ich mein Wissen vertiefen.
  • Tempel-RestaurierungEingangs-Tor zu einer Tempelanlage, in der die beiden Wächter (Holzfiguren) stehen. Schon beim Betreten der Anlage wird jedem Besucher bewusst, dass er sich in einer andere Atmosphäre begibt.
  • Tempel-Restaurierung Als Tempelbauer in der heutigen Zeit beschäftigt man sich mit Neubauten und Reparaturen von alten Anlagen. Das Arbeiten an den alten Tempeln war zwar staubig, aber es ist sehr spannend und lehrreich zu sehen wie Handwerker vor hunderten von Jahren Details lösten. Rechts: offene zweite Dachschale eines Krüppelwalmdachs.
  • Tempel-RestaurierungAnders als bei uns bestehen Dächer im japanischen Tempelbau aus zwei Schalen. Hier sieht man die zweite Schale, die die Dachform regenseitig aus krumm gewachsenen Rundhölzern bildet; sie ist nach dem EIndecken nicht sichtbar. Die erste Schale ist fein gestaltet und weit ausladend so wie die Unterseite eines Lamellenpilzes.
  • Tempel-RestaurierungDer Kasagi ist das Bauteil was den Schwung der Traufe der ersten Dachschale ausbildet. Unter ihm hängen die Talukis (kleine Sparren). Der Kasagi wird durch die säbelwüchsigen Rundhölzer (Hanegis) der zweiten Dachschale gehalten, so heben sich die Gewichte von erster und zweiter Dachschale gegeneinander auf.
  • Tempel-NeubauLinks: Tempelbaustelle Saikoing in Nagoja beim Richtfest des Tempels. Rechts: zwei Rund-Säulen eines Toriis (Eingangstor zu Schintoistischer Anlage). Die Säulen werden zunächst konisch vierkantig hergestellt, dann konisch rund gehobelt. Die Zapfen am Kopf der Säulen verbinden sie mit dem Kasagi.
  • Tempel-NeubauKleines Anschluss-Dach vom Tempel zum Nebengebäue der Mönche. Tempelanlagen stehen heute inmitten von modernen Hochhäusern. In der eingeschlossenen Anlage zu arbeiten ist wie in einer anderen Welt zu sein, man arbeitet an einem Ort wo Menschen mit ihrer Religion Kontakt aufnehmen, diese Energie ist für den Tempelzimmerer spürbar.
  • Tempel-NeubauHinter dem Buddha im Hauptraum des Tempels steht ein tragendes Säulen-Portal, auf dem sich die Decke des Raumes abstützt. Gemeinsam mit einem Kollegen durfte ich diese beiden konischen runden Säulen bauen, die waagerecht mit Bohlen verbunden sind (eingeschobene geblattete Verbindung) und an den Enden ein geschnitztes Profil haben.
  • Tempel-NeubauDen obersten Abschluss bildet eine Deckelbohle, die durch zwei Hörnerzapfen mit den Säulen verbunden ist und ebenfalls Profilierungen an den Enden hat. Um als Mia Daiku zu arbeiten, muss man in eine besondere Stimmung kommen: man taucht tief ein in die Art der Konstruktion, in die Gemeinschaft der Zimmerleute und schafft gemeinsam etwas Sakrales.
  • Tempel-NeubauDie Tempelwände bestehen aus Fachwerk mit gespaltenem, verflochtenen Bambus der mit Lehm beputzt wird; als Deckschicht folgt ein weißer Kalkputz. Das zweischalige Dach wird mit Tonziegeln in Lehm gedeckt. Einen Tempel dieser Größe zu bauen braucht etwa zwei Jahre.
  • Tempel-NeubauLinks: Fachwerk-Füllung in Bambus mit Lehmputz. Rechts: Portal in der Haupt-Halle über dem Buddha. Alle Bauteile wurden vor dem Einbau von einem Handwerker mit Uruschi-Lack (aus Baumharz) bunt beschichtet.
  • Tempel-NeubauDer Uruschi-Lack ist ein Baumharz, was sich mit anderen natürlichen Stoffen einfärben lässt. So entstehen leuchtende Farben, die der Uruschischokoni benutzt um die Bauteile zu beschichten; auf dem Bild sind Mesu und Hejiki (Hand- und Arm-Verbindung) zu sehen. Diese Verbindung kann sich bewegen und ist dadurch erdbebensicher.
  • Tempel-NeubauLinks: aufgerichteter Buddha-Tisch, Empore ohne Uruschi-Farbe, Fachwerk mit Bambus-Geflecht.
    Rechts: Der Tempel im Rohbau, Fachwerk-Konstruktion mit sichtbarer erster und zweiter Dachschale.
  • Tempel-NeubauLinks: Entstehen der Fußboden-Konstruktion. Rechts: unterste erste Dachschale und die noch sichtbare zweite Dachschale. Die Arbeit als Mia Daiku ist hoch angesehen, da man Raum zum Beten schafft. Die Menschen der Gemeinde brachten uns immer Knabbereien oder Süßes und der Mönch bedachte uns in seinem täglichen Gebet – das war sehr bewegend.
  • Tempel-NeubauEine Eckverbindung der Decken-Konstruktion – nach dem Zusammenstecken der beiden Bauteile wird ein kleiner Bambuskeil von oben eingeschoben um die Verbindung abzudichten und zu sichern. Gemäß der Überlieferung kann man durch den Bau von Buddhistischen Tempel-Anlagen vom Rad der Reinkarnation befreit werden.
  • Japanische Schnitzereien am Balkenkopf Auch das Schnitzen gehörte mit zu meiner Ausbildung, da es Teil der Arbeit des Mia Daiku ist. Hier baue ich mir eine Schlagschnur nach dem Bild eines Wächterkopfs einer großen alten Buddhistischen Anlage aus der Stadt Nara. Er soll alles Böse fern halten.
  • Traditionelles Handwerkertreffen KesurokaiWährend meiner Zeit in Japan besuchte ich natürlich die japanische Kesurokai-Veranstaltung und nahm auch an den Hobelwettbewerben teil, was mir große Freude bereitete und immer viel neue Erfahrung und Eindrücke brachte.
  • In der japanischen SchmiedeAus den Kreisen der Kesurokai wurde ich nach Miki zum Tempel des Feuers eingeladen, wo sich einmal im Monat die Schmiede treffen, um um alte Techniken im gemeinsamen Austausch zu erhalten. Ich schmiedete mit ihnen traditionell an der Lehm-Esse einige Schnitzmesser.
  • Japanisches Handwerkszeug eines Daiku (Tischler)Ein Antrieb nach Japan zu gehen war mehr über japanisches Werkzeug zu lernen: in meiner Zeit als Lehrling baute ich viele Werkzeuge selbst, denn mein Meister schickte mich zu Schmieden, um mein eigenes Werkzeug zu schmieden und den Umgang damit besser zu begreifen. Ich bin meinem Meister für diese prägende Zeit, die ein Teil von mir ist, zutiefst dankbar.
  • Japanische Torii-BaustelleEingang zu einem Schrein: Toriis (=Sitz der Taube ) sind das Symbol des Übergangs von der Welt der Menschen in die Welt der Geister. Wir erneuerten diese Anlage aus 22 hintereinander stehenden Toriis. Hier stehe ich mit zwei Kollegen aus Japan und meinem Reise-Kamerad Nils Kamppeter.